Sicherung und Rekonstruktion der Gartenlaube des Gartendenkmals Heynstraße 8, Berlin-Pankow

Gartenlaube vor der Restaurierung

Auszüge der gartendenkmalpflegerischen Dokumentation

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Inhalt

1. Einleitung

2. Der Gartenhof - historische Entwicklung

3. Der Erhaltungszustand 1998

4. Beschreibung der Maßnahmen

5. Literatur

 

1. Einleitung

Das 1893 gebaute Mietshaus des Fabrikanten Fritz Heyn bildet mit dem anschließenden Gartenhof ein Ensemble, das laut dem 1993 veröffentlichten Gutachten zur Denkmaleigenschaft, "sinnfällig die Wohnverhältnisse und das Repräsentationsbedürfnis einer gutbürgerlichen Fabrikbesitzerfamilie" jener Zeit darstellt (zit. in WERNER, 1994, S.114). Neben der weitgehend im Originalzustand erhaltenen Wohnung der Familie Heyn, weist das Gutachten auch auf die Bedeutung des Gartenhofes hin. Dieser wird als ein "äußerst seltenes Beispiel für die Gartengestaltung bei Mietshäusern des ausgehenden 19. Jahrhunderts" beschrieben (ebd.). Inzwischen wurden Grundstück und Gebäude unter Denkmalschutz gestellt. Einen zentralen Bestandteil der Hofanlage stellt die heute noch vorhandene Gartenlaube dar, die in ihrer aufwendigen Gestaltung auch als Zeugnis der damaligen Handwerkskunst von Bedeutung ist. Bei der vorliegenden Dokumentation handelt es sich um eine Bestandsaufnahme des stark beschädigten Holzbauwerks. Die fotografische Dokumentation und das Anfertigen genauer Aufmaßpläne dienten der denkmalpflegerischen Sicherung und bildeten die Grundlage für die originalgetreue Rekonstruktion.

 

2. Der Gartenhof - historische Entwicklung

Zum Ende des 19. Jahrhunderts ist Pankow noch ein kleiner, weitgehend ländlich geprägter Vorort Berlins. Der Rohrstuhlfabrikant Fritz Heyn (1849-1928) genießt hier als erfolgreicher Geschäftsmann und Mitglied des Gemeindevorstandes ein hohes gesellschaftliches Ansehen. In der 1891 nach ihm benannten Heynstraße läßt er 1893 nach den Plänen des Architekten Ernst Fröhlich ein repräsentatives Mietshaus errichten, in dessen Belétage die Familie Heyn selbst einzieht (heute Panke Museum). Das Gebäude besteht aus einem vierstöckigen Vorderhaus mit dreistöckigem Seitenflügel. Der größere Teil des Grundstücks bleibt unbebaut und ist in drei aufeinanderfolgende Bereiche unterteilt: Den Vorgarten, den Wirtschaftshof und den privaten Gartenhof. Dieser wird von der Familie Heyn genutzt und wohl auch angelegt. In seiner geometrisch, repräsentativen Form entspricht er dem historistischen Gestaltungsideal jener Zeit. Als "Wohnraum im Freien" ist er Ort zahlreicher familiärer Anlässe. Zeitgleich mit der Anlage des Hofes wird vom Zimmermeister Groth, dem Schwiegersohn Fritz Heyns, eine Gartenlaube errichtet. Die reich verzierte Holzkonstruktion nimmt für den Garten von Beginn an eine zentrale Rolle ein und entwickelt sich zu einem beliebten Treffpunkt. Die zahlreichen Familienfotos vor dem Motiv der Laube lassen den ideellen Stellenwert erahnen, den sie für ihre gutbürgerlichen Besitzer besaß. Bis auf kleinere Veränderungen bleibt der Gartenhof während der folgenden Jahre in seiner Grundstruktur erhalten. 1978/79 wird auf dem südlichen Nachbargrundstück eine Lagerhalle errichtet. Der Sockel der Halle befindet sich ca. 60 cm über dem Gartenniveau. Aus diesem Grund wird die Laube an ihrer Rückseite um etwa einen halben Meter mit Erdreich angeschüttet, was in der Folgezeit zu einem beschleunigten Verfall des Holzbauwerkes beitragen wird. Ungeachtet des insgesamt sanierungsbedürftigen Zustandes, ist die ursprüngliche Gestalt der Gesamtanlage heute noch erkennbar. Eine detaillierte Beschreibung findet sich in der 1994 verfassten Diplomarbeit "Gartenhof Heynstraße 8" von A. Werner. Trotz intensiver Quellenrecherche der Autorin, liegen jedoch keine Hinweise auf die Mitwirkung eines Gartenarchitekten oder das Entstehungsjahr der Anlage vor.

 

3. Der Erhaltungszustand 1998

Eine von H. Mundt im Auftrag des Landesdenkmalamtes erstellte Fotodokumentation zeigt das Bauwerk im Januar 1999. Das Bildmaterial wurde durch Aufnahmen aus dem Büro Zimmermann ergänzt. Die Laube befand sich 1999 insgesamt in einem desolaten Zustand. Zahlreiche, zum Teil tragende Bauelemente waren von Fäulnis betroffen, wobei die entstanden Schäden nicht, oder nur mangelhaft repariert waren. Vor allem die Rückwand war erheblich beschädigt, was u.a. auf die genannte Anschüttung durch den Bau der benachbarten Halle zurückzuführen war. Aufgrund der auf diese Weise verursachten Verwitterung war die gesamte Konstruktion rückseitig um ca. 40 cm zusammengesackt. Die Gesamtkonstruktion war über die tragenden Pfosten auf einem umlaufenden Holzbalkenrahmen gegründet. Dieser war entlang der Außenkante durch einen gemaurten, etwa 20cm tiefen Traufstreifen gefaßt, der dem Schutz vor seitlicher Feuchtigkeit diente. Dennoch waren die Balken in einem stark verrotetten Zustand und teilweise gänzlich zerstört. Die langfristige Standfestigkeit der Laube war nicht mehr gesichert. Bis auf das relativ unversehrte Tragwerk, war auch das Dach in schlechtem Zustand. Durch starken Efeubewuchs und fehlender Pflegemaßnahmen war vor allem die Dachdeckung schadhaft. Vermutlich hat ein herunterfallender Fensterrahmen der benachbarten Halle das Laubendach durchschlagen. Die Schadstelle wurde nur provisorisch ausgebessert. Die auf historischen Fotoaufnahmen belegten Docken und Pfettenbretter waren nicht mehr vorhanden. Während der Bestandsaufnahme konnte lediglich ein stark verwittertes Teilstück eines Pfettenbrettes gesichert werden. Da das Dach keinen wirksamen Witterungsschutz mehr leistete, waren die Holzböden der Laube ebenfalls stark verrottet und stellenweise durchgebrochen. Dielenbretter und Unterkonstruktion befanden sich zum großen Teil in einem Zustand fortgeschrittener Zersetzung. Die Bruchstellen waren nur notdürftig gesichert. Das ehemals verglaste Fenster an der westlichen Laubenseite war bis auf wenige Sprossen zerstört. Dennoch befanden sich die Seiten und die Vorderfront der Laube insgesamt in einem vergleichsweise guten Zustand. Die Sägearbeiten an den Fensterstürzen und Dachkonsolen waren noch vorhanden. Von einem zwischenzeitlichen Anstrich der Laube waren nur noch vereinzelte Farbspuren erhalten. Im Vergleich mit den historischen Fotoaufnahmen war jedoch zu vermuten, daß das Bauwerk ursprünglich keinen Farbanstrich besaß (siehe auch WERNER 1994, S.80).

 

4. Beschreibung der Maßnahmen

Da bis zum heutigen Zeitpunkt keine Originalpläne oder Zeichnungen der Laube vorliegen, wurde im Rahmen der Bestandsaufnahme ein genaues Aufmaß des Bauwerkes erstellt. Die Pläne beinhalten Ansichten, Schnitte und Details in den Maßstäben von 1:25 bis 1:1. Sie zeigen die Laube in ihrer ursprünglichen Form. Einige nicht mehr vorhandene Bauteile konnten durch den Vergleich mit historischen Fotografien zeichnerisch rekonstruiert werden. Nachträglich vorgenommene Änderungen blieben hingegen unberücksichtigt. Für die Rekonstruktion der Laube wurde eine Verbesserung des konstruktiven Anschlusses am Fundament erarbeitet. Ein doppelter Holzbalkenrahmen wird auf einem umlaufenden Streifenfundament frostsicher gegründet. Um eine ausreichende Belüftung des Dielenbodens zu ermöglichen, wurde die Laube um 12 Zentimeter erhöht und der Innenraum über eine Türschwelle abgesetzt. Der mit einem umlaufenden Zinkblech verkleidete Sockelstreifen dient als Spritzschutz. Auf der Grundlage der erstellten Pläne konnte eine detailgetreue Rekonstruktion des Bauwerks erfolgen. Mit den Tischlerarbeiten wurde die Firma K. Donner, Berlin beauftragt. Zunächst wurde die Laube in ihre einzelnen, vornummerierten Bauteile zerlegt und gesichert. Je nach vorgefundenem Erhaltungszustande konnten dann die Originalbauteile wiederverwendet oder gegebenenfalls nachgebaut werden.

 

5. Literatur

WERNER, Anke: Gartenhof Heynstraße 8, Gartendenkmalpflegerisches Wiederherstellungskonzept für den Gartenhof des Hauses Heynstraße 8 in Berlin Pankow, Berlin 1994

THÜMMLER, Lars-Holger: Berlin-Pankow Ð wie es früher war, Berlin 1996

Rekonstruktion der Gartenlaube und des Brunnenbeckens Sommer 2002

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